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Gerechtigkeit durch Kommunikation: Normativität in der indigenen comunicación propia in Cauca, Kolumbien

In: Verantwortung - Gerechtigkeit - Öffentlichkeit: normative Perspektiven auf Kommunikation
Petra Werner; Lars Rinsdorf; Thomas Pleil; Klaus-Dieter Altmeppen (eds.)
Konstanz; München: UVK (2016), pp. 307-317
"Der normative Rahmen von indigener Kommunikation ist komplex und kann nur mit Blick auf die sozialen Beziehungen innerhalb der Gemeinschaften und ihrer Bezüge zu anderen Gruppen verstanden werden. Die indigenen Kommunikatoren im Cauca sehen sich vor allem im Dienste ihrer gemeinschaftlichen Prozesse, die wiederum von den traditionellen indigenen Autoritäten abhängen. Wichtigster Bezugspunkt ist dabei der über 500 Jahre dauernde Widerstandskampf zur Behauptung der eigenen Identität; damit verbunden ist der Versuch, die eigenen Traditionen und kulturellen Eigenheiten zu bewahren. Gleichwohl findet mit der nicht-indigenen Umwelt ein überwiegend konstruktiver Austausch statt. Auf der Organisationsebene des CRIC spielt die Kommunikation auch im Sinne von PR und Lobbying eine Rolle. Gängige Konzepte des community journalism mit einem starken deliberativen Ansatz lassen sich nur teilweise auf das hier dargestellte Verständnis von Kommunikation anwenden. Auch ist die Unterscheidung zwischen dem Binnenverhältnis innerhalb der indigenen Gemeinschaften und ihrem Bezug zur Umwelt wichtig: Unabhängigkeit von staatlicher Politik ist für die indigenen nach außen wichtig, im Binnenverhältnis sind die indigenen Kommunikatoren den Prozessen und Werten der jeweiligen Gemeinschaften verhaftet, die kaum hinterfragbar sind. Presse- oder Medienfreiheit im westlichen Verständnis spielen im Binnenverhältnis keine Rolle, in der Außenkommunikation insofern, als die indigenen Gemeinschaften sie einfordern — verstanden als das Recht, gemeinschaftliche eigene Medien ohne staatliche Zensur betreiben zu dürfen." (S.314-5)