"Seit März 2007 organisieren lokale und internationale Aktivist*innen in verschiedenen Teilen Afghanistans beinah täglich Aktivitäten mit den unterschiedlichen Techniken des Theaters der Unterdrückten (TdU) des Brasilianers Augusto Boal (1931-2009) sowie anderen emanzipatorischen Theatermethoden. In diesen rund zehn Jahren kontinuierlicher Anwendung hat sich das sogenannte „Applied Theatre“ als zentral für die systematische Arbeit mit dem Thema Straflosigkeit bzw. Aufarbeitung von mittlerweile knapp 40 Jahren des ununterbrochenen gewalttätigen Konflikts erwiesen. Hauptzielgruppe der verschiedenen Theateraktivitäten sind die direkten Angehörigen der nach Schätzungen etwa drei Millionen Menschen, die in den unterschiedlichen Konfliktperioden ums Leben gekommen sind. Einige wenige waren bereits zuvor in offiziell registrierten Opfer- oder Witwenverbänden organisiert, während die meisten mit ihrer Trauer allein blieben und isoliert um das bloße Überleben kämpften." (S.52)