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Verschwörungstheorien

Aus Politik und Zeitgeschichte, volume 71, issue 35-36 (2021), 53 pp.
"In der jüngeren Geschichte wurde wohl noch nie so deutlich die Existenz und die Wirkmacht von Verschwörungstheorien vor Augen geführt wie in der Corona-Pandemie. Was lange als Randphänomen in dunklen Nischen des Internets galt, scheint auf einmal allgegenwärtig. Von der Nachbarin bis zum Abgeordneten im US-Kongress reicht das Spektrum derer, die hinter der Pandemie ein Komplott vermuten: das Coronavirus existiere entweder gar nicht oder sei absichtlich in die Welt gesetzt worden. In beiden Varianten steckt die Vorstellung, dass die Pandemie bloß ein Vorwand einer Gruppe Verschworener sei, deren eigentliches Ziel die Errichtung einer weltumspannenden Diktatur ist. Derartige „Theorien“ werden nicht geglaubt, weil sie inhaltlich überzeugend wären. Sie werden von Menschen geglaubt, die an sie glauben wollen. Denn sie bieten eine Erklärung der Welt an, die komplexe Ereignisse und Prozesse auf eine einfache Ursache zurückführt – in der Regel die Machenschaften dunkler Mächte. Derartige Behauptungen verbreiten sich in einem Netzwerk aus Medien, vermeintlichen Expertinnen und Aktivisten, die Fakten umdeuten, aber auch „alternative“ Fakten und Statistiken – oder: alternatives Wissen – verbreiten. Anlass zur Sorge bietet nicht nur die Verbindung von Verschwörungstheorien mit Rechtsextremismus und Antisemitismus, sondern auch die Entkopplung eines Teils der Bevölkerung von der Realität." (Editorial, Seite 3)
Verschwörungstheorien: Eine Einführung / Michael Butter, 4
Sozialer Wandel, Sozialcharakter und Verschwörungsdenken in der Spätmoderne / Carolin Amlinger, Oliver Nachtwey, 13
Verschwörungstheorien in sozialen Netzwerken am Beispiel von Qanon / Katharina Kleinen von Königslöw, Gerret von Nordheim, 20
Zwischen Thrill und Paranoia. Verschwörungsfantasmen Im Kino (und anderswo) / Georg Seeßlen, 26
"Reichsbürger" und Souveränismus / Jan Rathje, 34
Verschwörungsmythen und Antisemitismus / Samuel Salzborn, 41
Verschwörungserzählungen und politische Bildung / Saba-Nur Cheema, 48