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Medien, Geld und Freiheit

Religion & Gesellschaft in Ost und West, volume 43, issue 10 (2015), pp. 1-27

Signature commbox: 400:10-General 2015

"Das Fazit der Beiträge in diesem Heft bringt Snežana Milivojevic nüchtern auf den Punkt: „Der Glaube, dass ein freier Markt gleichbedeutend mit freien Medien ist, hat sich in den Transformationsländern als Illusion erwiesen.“ Die größte Gefahr für unabhängigen Journalismus liegt dort nicht vor allem darin – wie es derzeit laut Olga Tokariuk in der Ukraine der Fall ist –, Gewalt, Entführung und Morddrohungen ausgesetzt zu sein, sondern vor allem in der Abhängigkeit von Finanzquellen: Zwar entsprechen die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Medien mittlerweile internationalen Standards, doch als viel schädlicher, so schreibt Sanela Hodžic im Fall Bosnien-Herzegowinas, gilt der Zugriff geschäftlicher Netzwerke und politischer Interessengruppen auf die Medien. Besonders deutlich wird das auch in den Beiträgen zu Bulgarien, Serbien, Albanien und Ungarn. Zudem stellen Péter Techet in Ungarn wie auch Remzi Lani in Albanien fest, dass Journalisten meist schreiben können, was sie wollen, aber niemand darauf regiert: „Gleichgültigkeit gegenüber Kritik führt zur Abwertung des freien Wortes.“ Deshalb warnt auch Christian Mihr von „Reporter ohne Grenzen“: „Freiheit, um die nicht gerungen wird, stirbt.“ Es gibt aber auch Lichtblicke: In der Ukraine legen mehrere unabhängige Sender Wert auf professionellen Journalismus und finanzieren sich durch Crowdfunding. Die Slowakei findet sich auf der Rangliste von „Reporter ohne Grenzen“ auf Platz 14 (Deutschland steht auf Platz 12, die Schweiz auf Platz 20). Nicht zuletzt zeugen auch die Autoren und Autorinnen dieser Ausgabe von den bestehenden Oasen für qualitätsbewussten Journalismus in Osteuropa." (Editorial)
Freiheit, um die nicht gerungen wird, stirbt / Christian Mihr, 5
Im Visier: Die Medien in der Ukraine / Olga Tokariuk, 7
Orthodoxes Fernsehen in Russland / Xenia Loutchenko, 11
Medien in der Slowakei. Konzentrierter, aber nicht unfreier / Karin Rogalska, 14
Ungarn: Pluralistische Medienlandschaft, aber unbedeutend / Péter Techet, 16
Bulgarische Medien: Peevskis Einsatztruppe / Ivan Bedrov, 18
Mediensystem und Mediengesetze in Serbien / Snežana Milivojevic, 20
Opfer der Geschäftswelt und politischer Interessen: Medien in Bosnien-Herzegowina / Sanela Hodžic, 22
Albanische Medien: zwischen Politik und Business / Remzi Lani, 26