"Die Vielzahl von Informationen und Nachrichten, die täglich über unterschiedlichste Kanäle verbreitet werden, können für Nutzerinnen und Nutzer eine Herausforderung darstellen. Nachrichtenvermeidung (News Avoidance) kann die Folge sein. Wie der Reuters Digital News Report 2024 zeigt, ist das I
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nteresse an Nachrichten in der Mehrzahl der teilnehmenden Länder in den letzten Jahren tatsächlich merklich gesunken (vgl. Newman und andere, 2024 sowie Newman und andere, 2023). Die zunehmende Zahl an Nachrichtenquellen und die große Vielfalt an Nachrichten und Informationen (High-Choice-News-Avoidance-These) ist laut der Studie von Karlsen, Beyer und Steen-Johnsen (2020) jedoch nicht alleiniger Grund, warum Menschen Nachrichten vermeiden. Vielmehr spielen sowohl Faktoren auf Seiten der Nachrichten (beispielsweise bestimmte Themen; Negativität) als auch individuelle Merkmale der Nutzerinnen und Nutzer eine wichtige Rolle. Nachrichtenvermeidung ist vor allem in Krisenzeiten häufiger zu beobachten. Schäfer, Betakova und Lecheler (2024) untersuchten intentionale Nachrichtenvermeidung und konnten zeigen, dass diese durch spezifische Themen, wie zum Beispiel die COVID-19-Berichterstattung, verstärkt wird, und spezifischen Motiven – zum Beispiel Informationsüberlastung – geschuldet ist." (Seite 1)
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"Voraussetzung dafür, dass (politische) Fake News Wirkung entfalten, sind gewisse Vulnerabilitätsfaktoren auf Seiten der Userinnen und User. Laut den Studien von Daunt und anderen (2023) sowie von Gupta und anderen (2023) gehören dazu zum Beispiel der Glaube an Verschwörungserzählungen, Patriot
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ismus, Konservatismus und die Tendenz zu kollektivistischen Ideen von Gesellschaft. Die Analysen von Schnaudt (2024) zeigen, dass Verschwörungserzählungen nicht nur in den USA, sondern auch in den europäischen Ländern eine Herausforderung für demokratische Prozesse (z. B. Wahlen) darstellen, wenn Menschen die falschen Informationen für glaubwürdig halten. Auch Mauk und Grömping (2024) fanden in ihrer Studie heraus, dass Autoritarismus und Verschwörungsmentalität, also die Neigung, sich die Welt über Verschwörungstheorien zu erklären, das Vertrauen in Wahlen mindern, weil Informationen motiviert, das heißt in Richtung einer bestehenden Voreinstellung, verarbeitet werden. Fake News können diese motivierte Verarbeitung unterstützen und damit einen destabilisierenden Effekt erzeugen. Laut Stachofsky, Schaupp und Crossler (2023) besteht gerade bei Wählergruppen, die ihre Informationen aus Quellen beziehen, die häufig (politische) Fake News verbreiten, eine besondere Anfälligkeit, die Integrität von Wahlen in Zweifel zu ziehen. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang die Erkenntnis, dass die Herausforderung durch Falschinformationen und Verschwörungserzählungen ironischerweise gerade in denjenigen Ländern hoch ausgeprägt ist, in denen die Rahmenbedingungen für demokratische und unbeeinflusste Wahlen objektiv am günstigsten sind (vgl. auch die Studie von Vliegenthart und anderen, 2024). Und selbst wenn keine tatsächlichen Erkenntnisse über Anomalien bei der Durchführung von Wahlen vorliegen, können Informationen über die Wahrscheinlichkeit von Unregelmäßigkeiten die oben erwähnte motivierte Informationsverarbeitung in Gang setzten und das Vertrauen in die Integrität von Wahlen bedrohen (vgl. die Studie von Kuk, Lee und Rhee (2024)). Studien, die den direkten Einfluss von Fake News auf Wahlentscheidungen untersuchen, sind methodisch schwierig und selten zu finden. Iida und andere (2024) konnten nur geringe Effekte feststellen und betonen, dass eine entsprechende Wirkung eher bei Personen entsteht, die keine ausgeprägten politischen Überzeugungen haben und/oder politisch weniger gut informiert sind. Auch Cantarella, Fraccaroli und Volpe (2023) konnten nur kleine Effekte ermitteln, die jedoch signifikant zum Wahlergebnis zugunsten populistischer Parteien in Italien beigetragen haben." (Zusammenfassung, Seiten 1-2)
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"Das Handbuch bietet einen umfassenden Überblick über die Gegenstände und Theorien der Rezeptionsforschung. In den 37 Beiträgen wird ein systematischer Zugang zum State of the Art der jeweiligen Thematik aus einer kommunikationswissenschaftlichen Perspektive gelegt. Die umfassend aktualisierte u
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nd erweiterte 2. Auflage befasst sich in vier Teilen: (1) mit grundlegenden Konzepten der Medienrezeption, (2) mit Fragen der Zuwendung und Selektion, (3) mit spezifischen Phänomenen und Erlebnisweisen und (4) mit den wichtigsten Kontexten der Medienrezeption. Moderne Medienwirkungstheorien kommen ohne die Betrachtung von Rezeptionsprozessen nicht mehr aus. Im Handbuch werden daher die Prozesse vor und während der Mediennutzung im Detail betrachtet." (Verlagsbeschreibung)
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"Während der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen des öffentlichen Lebens hat sich der Medienkonsum in allen Bereichen signifikant erhöht. Um auf dem Laufenden und mit anderen in Kontakt zu bleiben, aber auch um sich zu unterhalten und abzulenken, nutzten (und nutzen) die Me
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nschen sowohl die traditionellen Angebote als auch die digitalen Medien- und Kommunikationstechnologien in stärkerem Ausmaß. Medienangebote haben während der Pandemie neben der Informations- auch psychosoziale Funktionen. Die stärker ausgeprägte Nutzung von Medien, die interpersonale Kommunikation und hohe soziale Präsenz ermöglichen (z.B. Video-Calls, Instant-Messenger), ist ein Indikator für das starke soziale Bedürfnis während der Pandemie, das durch den Gebrauch entsprechender Technologien befriedigt werden soll. Neben nützlichen Funktionen können dabei auch eher problematische Folgen der Mediennutzung beobachtet werden. Das Internet wirkt sich beispielsweise in der Krisenzeit positiv als Kommunikationsweg aus, um mit anderen in Kontakt zu bleiben und Informationen zu erhalten. Gleichzeitig berichten die Nutzer aber auch von Überforderung und Erschöpfung sowie negativen emotionalen Auswirkungen durch die Berichterstattung. Mit andauernder Krise zeigen sich zudem Anzeichen dafür, dass weniger Informationen gesucht werden und es bei vielen Menschen zur Informationsüberlastung hinsichtlich des Themas Corona-Pandemie gekommen ist. Wenn subjektiv eine kritische Masse an COVID-19-Informationen erreicht ist, können auch negative Effekte, wie zum Beispiel depressive Symptome, entstehen. Um die psychosozialen Belastungen abzufedern und das Wohlbefinden zu steigern, nutzen die Konsumenten spezifische inhaltliche Medienangebote. So dient zum Beispiel die Rezeption nostalgischer Medieninhalte neben der Unterhaltung auch der Bewältigung von Isolationsbefürchtungen. Als weitere hilfreiche Strategie, um das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und sozialen Kontakten zu befriedigen, kann auch die Intensivierung parasozialer Beziehungen mit medialen Charakteren (Prominenten, Personas u.Ä.) dienen. Spezifische Medienangebote können somit auch die Funktion haben, einen Ausgleich zur belastenden Situation in der Krise zu bieten." (https://www.ard-media.de/media-perspektiven)
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"Konstruktiver Journalismus unterscheidet sich vom traditionellen Journalismus dadurch, dass Nachrichten nicht nur mit negativer und konfliktbasierter Konnotation präsentiert, sondern konstruktive Auswege aufgezeigt werden. Er zeichnet sich durch spezifische Elemente in der Berichterstattung aus: L
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ösungs- und Zukunftsorientierung, Diversität, Empowerment, Kontextorientierung und Co-Kreation. Eine aktuelle Studie belegt, dass die (Gestaltungs-) Elemente des konstruktiven Journalismus vom Publikum je nach Lebensalter, Bildung und Nachrichteninteresse unterschiedlich bewertet werden. Auch strukturelle und Kontextbedingungen, wie etwa die wahrgenommene oder tatsächliche Pressefreiheit und Unabhängigkeit des Journalismus, nehmen Einfluss darauf, wie sehr die Rezipientinnen und Rezipienten solche Inhalte als hilfreich bewerten und sich in der Folge möglicherweise gesellschaftlich engagieren. Dies gelingt, wenn das Publikum sich als Teil einer (globalen) Gemeinschaft wahrnimmt und in der Folge eher bereit ist, gemeinschaftliche Interessen zu verfolgen. Neben lösungsorientierten Elementen in den Nachrichten hat auch das Involvement, mit dem eine Nachricht rezipiert wird, signifikante (positive) Effekte auf das Vertrauen in die Nachrichten. In einer weiteren Studie wurde gezeigt, dass das Nachrichtenthema ebenfalls eine signifikante Rolle dabei spielt, wie ausgeprägt der positive Einfluss von lösungs- versus problemorientierten Fotos auf das Interesse an der Thematik, die wahrgenommene Selbstwirksamkeit und die Bereitschaft, sich zu engagieren, war." (https://www.ard-media.de/media-perspektiven)
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"Nach Angaben der Nielsen Company wurde Facebook 2010 von etwa 400 Millionen Menschen weltweit genutzt, für das laufende Jahr soll deren Zahl auf etwa 630 Millionen steigen. Laut der JIM-Studie 2010 sind Social Communitys die bevorzugten Seiten, wenn Zwölf- bis 19-Jährige das Internet nutzen. 70
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Prozent dieser Altersgruppe besuchen regelmäßig Facebook, schuelerVZ und wer-kennt-wen. Aktuelle Studien des Pew Research Centers bestätigen diese Befunde: Die meisten Internetnutzer sind gleichzeitig Besucher von Social Network Sites, wobei der Zugang immer häufiger drahtlos und mobil erfolgt. Zwar sind die Jüngeren erwartungsgemäß deutlich häufiger in Social Communitys anzutreffen, die Zuwachsraten bei den Nutzern ab 50 Jahren stiegen jedoch in den letzten Jahren rasant an. Mehr als vier Fünftel der Konsumenten von SNS können zu den Vielnutzern gezählt werden, mehr als die Hälfte davon (52 %) ist darüber hinaus nicht nur bei einer, sondern bei mehreren Plattformen angemeldet. Ein entscheidender Treiber für die Nutzung von Social Communitys ist offensichtlich ihr sozialer Charakter. Mehrere Studien, die sich mit der Frage nach den Nutzungsmotiven und den erhaltenen Gratifikationen beschäftigt haben, bestätigen diesen Eindruck. So wurden in einer norwegischen und einer amerikanischen Befragung die soziale Interaktion mit und das Kennenlernen von anderen Personen sowie die Pflege des Kontakts mit Freunden, Bekannten und Familie als wichtigste Gründe zur Nutzung von SNS genannt. Quan-Haase und Young (2010) fanden heraus, dass der quasi-öffentliche Charakter von Social Communitys diese eher für eine gruppenbezogene soziale Funktion prädestinieren. Gleichzeitig können Gratifikationserwartungen, wie sie für die Nutzung traditioneller Medien relevant sind (z. B. Information und Unterhaltung), mit den sozialen Funktionen von Social Communitys „unter einen Hut“ gebracht werden." (Seite 115)
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