"Die iz3w erscheint in einem Land mit einer »guten Situation« für Presseerzeugnisse (globaler Index der Reporter ohne Grenzen). In vielen Ländern ist die Lage infolge von Repressionen »sehr ernst«, zum Beispiel in China, in Iran oder Sudan. Auch in Ländern zwischen diesen Extremen kann freier
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Journalismus lebensgefährlich sein, etwa in Mexiko. Dabei sind die Meinungs- und Pressefreiheit Grundvoraussetzungen für Gesellschaften, die aufgeklärte Zustände und Partizipation an politischen Entscheidungen anstreben. Es geht um demokratische, freiheitliche und soziale Regeln, die einerseits im Bewusstsein, andererseits als verbindliche Rechte verankert sind. Wir lassen Personen zu Wort kommen, die sich für diese Ziele einsetzen, und fragen uns: Wie sehen die Produktionsbedingungen für die Berichterstattung weltweit aus? Wozu braucht es freie Medien? Wo fängt die Repression an und auf welche Weise wirken sich neue Medien auf die Berichterstattung aus?" (https://www.iz3w.org/printausgaben/heft-365)
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"Weltweit ist das Radio das Medium, das die meisten Menschen erreicht. In Europa verliert der Hörfunk zwar an Zuhörerschaft, aber gerade in Ländern des Südens sind Radiostationen ein sehr wichtiges Mittel der Kommunikation. Eine südafrikanische Universität entwickelte jüngst ein Spracherkennu
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ngsprogramm für Acholi und zwei weitere Lokalsprachen in Uganda. Mit deren Hilfe können nun Menschen selbst von entlegenen Dörfern aus über den Äther bei öffentlich geführten Debatten mitreden. Die Empfangsgeräte sind zugleich Sender, die das Radio ganz im Sinne Brechts als partizipatives Medium auch für jene öffnet, die keine schriftlichen Eingaben machen und keine Protestschreiben verschicken können. Ein Community Radio ist freilich nicht schon per se emanzipatorisch, und nicht jeder Freie Sender hat antirassistische und antisexistische Sprachregelungen in den Statuten stehen. Wann also ist die Aneignung von Kommunikation ein emanzipatorischer Akt? In unserem Dossier fragen wir außerdem: Welche Relevanz hat das Radiomachen heute für die Wahrnehmung des Rechtes auf freie Kommunikation? Sind Freie Radios und Piratensender ein Auslaufmodell, oder sind sie eine Avantgarde?" (Editorial)
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"Auch wenn es in Brasilien heute mehr als 4.000 Community Radios gibt, empfinden viele der Radiomachenden die gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht als adäquate Übersetzung des »Rechts auf Radio«. Sie setzen den legalen Einschränkungen ihres Medienmachens deshalb ein wirkmächtiges Konzept entge
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gen, nämlich das medialer Legitimation. Die vorliegende Arbeit zeichnet diese Strategien und ihre spezifischen Akteur_innen auf interdisziplinärem Terrain nach. Mithilfe eines explorativen mapping des brasilianischen Radionarrativs zeigt sie, wie etablierter Akteur_innen in ihrer Monopolstellung herausgefordert werden, welche spezifischen Vorschläge eines »anderen« Radiomachens gegenüber dem staatlichen script von Community Radio formuliert werden und schließlich, anhand von 17 Fallbeispielen, wie Sendekollektive sich situativ zu legitimieren suchen. Dabei wird ein zentrales Dilemma sichtbar: Es gibt in Brasililien derzeit keinen Ort, an dem alle relevanten Akteur_innen zusammentreffen, um eine konsensuelle (Neu)Bestimmung von »Rundfunk« vorzunehmen zu können. Auf theoretischer Ebene leistet die Arbeit einen Beitrag zu medienpolitischen Debatten in Brasilien und Lateinamerika. Sie fokussiert dabei auf die Frage medialer Legitimation und zeigt, wie unterschiedliche gesellschaftliche Akteur_innen sich dieses Konzept aneignen. Der Ansatz der Akteur-innen-Netzwerk-Theorie im Rahmen einer (multi- sited) Medienethnografie trägt dazu bei, statische Definitionen und Kategorisierungen des Rundfunks zu überwinden, die einer breiten gesellschaftlichen Aushandlung und Aneignung des Mediums abträglich sind." (Zusammenfassung)
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