"Osama" als Marke: Kommunikation und Handel durch Bilder von Bin Laden in Nigeria. Schon bald nach dem 11. September überschwemmten Bin-Laden-Waren die Straßen und Märkte des überwiegend muslimischen Nordnigeria. Später brachten Sänger und Filmemacher Lieder und Filme heraus, die die Kriege in Afghanistan und im Irak kommentierten. Während das Aufkommen solcher Produkte durch die kommerzielle Logik der "Politsploitation" (Armbrust) erklärt werden kann, bleiben die Bedeutung, die Bin Laden zugeschrieben wird, und die kommunikative Nutzung seines Bildes durch eine solche Erklärung weitgehend im Dunkeln. Um über das Konzept der "Politicsploitation" hinauszugehen, wird in diesem Essay eine Reihe von Bin Laden-inspirierten Produkten (Poster, Filme, Aufkleber) näher betrachtet und ihre Bedeutung in Bezug auf den breiteren nigerianischen Kontext interpretiert, in dem sie entstanden sind - zwischen 2001 und 2003, einer Zeit, die durch intensive politische und religiöse Debatten gekennzeichnet war. Ich behaupte, dass die lokalen Bedeutungen und die kommunikative Funktion der Bin-Laden-Bilder auf der Übertragung globaler Konfliktlinien - vereinfacht und reduziert auf "USA gegen Bin Laden" oder "Christen gegen Muslime" - auf lokale nigerianische Konflikte beruhen, die seit 1999 aufgrund der Wiedereinführung der Scharia in zwölf der nördlichen Bundesstaaten zwischen Muslimen und Christen ausgetragen werden. Für eine Reihe nigerianischer Muslime ist Bin Laden eine Ikone einer neuen und radikalen Form des Islam und eine Art "Ersatzprophet" geworden. In gewisser Weise hat Bin Ladens Bild, insbesondere sein Gesicht, eine Lücke in den neuen visuellen öffentlichen Räumen gefüllt, die in den nigerianischen Städten während des letzten Jahrzehnts entstanden sind und die von der Werbung für politische Ideologien und religiöse Überzeugungen dominiert werden. Wie anderswo auch, greift diese Art der visuellen Kommunikation auf die anthropologische Logik der Werbung für Ideen und Produkte durch die Gesichter bekannter religiöser oder politischer Persönlichkeiten zurück. Innerhalb dieser Logik entwickelte sich Bin Ladens Gesicht zu einem Markenzeichen des radikalen Islam und zu einer Ikone der gerechten und selbstlosen islamischen Führung und wurde als solches von Mitgliedern der muslimischen Massen genutzt, um eine neue radikale Identität sowohl gegenüber ihren christlichen Landsleuten als auch gegenüber ihren eigenen politischen und wirtschaftlichen Eliten zu vermitteln.° (Zusammenfassung)