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Community radios in Sydney: Anspruch und Wirklichkeit. Eine Bestandsaufnahme. Die Beispiele Radio 2ser, FBI Radio und Koori Radio

Berlin: Freie Universität Berlin, Magisterarbeit (2006), 123 pp.

Contains bibliogr. pp. 117-123

"Gemessen an seiner Einwohnerzahl hat Australien den größten Community Radio-Sektor weltweit. Seit der Verabschiedung des Broadcasting and Services Act im Jahr 1992 und der damit verbundenen Vereinfachung der Lizenzvergabe für Community Radios steigt die Zahl von Community Radios kontinuierlich an. Von dieser Entwicklung ausgehend untersucht die vorliegende Arbeit die damit zusammenhängenden Auswirkungen auf die selbstdefinierten Ansprüche des Mediums Community Radio anhand von drei Fallbeispielsendern in Sydney. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Untersuchung der Umsetzung der zwei wesentlichen an die Medienform Community Radio gerichteten Ansprüche: interessierten Bürgern einen offenen Zugang zum und umfassende Partizipationsmöglichkeiten am Medium Community Radio zu bieten. Daraus wurde die grundlegende Frage für diese Arbeit abgeleitet: in welcher Art und Weise wird der theoretische Anspruch eines offenen Zugangs und einer realen Partizipation von den drei Fallbeispielsendern in der Realität verwirklicht? [...] Nachdem im deskriptiven Schritt der Untersuchung die drei Fallbeispielsender anhand gleicher Kriterien beschrieben wurden, ist vor dem Hintergrund der herausgearbeiteten Eigenschaften der theoretische Anspruch nach offenem Zugang und umfassender Partizipation analytisch untersucht worden. Diese Untersuchung lässt folgendes Fazit zu: die wachsende Konkurrenzsituation durch die Zulassung eines weiteren Community Radios (FBI Radio) führt in Teilen von Sydneys zu einem erhöhten Wettbewerb. Folge ist eine zunehmende Professionalisierung, womit zwangsläufig Selektionskriterien und Beschränkungen in den Bereichen Zugang und Partizipation einhergingen. Für interessierte Bürger in Sydney, die an einer Mitarbeit am Medium Community Radio interessiert sind, haben sich die Möglichkeiten einer Mitarbeit damit nicht verbessert, sondern verschlechtert. Zugang und Partizipation ist nur noch in einem Rahmen möglich, der den theoretischen Vorstellungen an das Medium Community Radio widerspricht, wie beispielhaft anhand der beiden Radiostationen Radio 2ser und FBI Radio verdeutlicht wurde. Daraus ergibt sich eine Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Die Radioschaffenden bei den drei untersuchten Community Radios müssen einen Balanceakt zwischen den Vorschriften der zuständigen Behörden (ACMA, CBF und CBAA), dem eigenen Anspruch und der Wirtschaftlichkeit ihres Radios bewältigen, der aber in zunehmendem Maße nicht mehr gelingt. Die Grenzen zwischen Community Radios – als not- for profit Organisationen – und kommerziellen Radios verschwimmen zusehends. Community Radios, die auf Kosten der Professionalität an den Ansprüchen des Mediums nach freiem Zugang und Partizipation festhalten, stehen vor immensen finanziellen Problemen, da sie nur wenig Sponsoren an sich binden können und staatliche Finanzierungshilfen weiter gekürzt werden. Im Falle von Koori Radio konnte gezeigt werden, dass dies einen geregelten Tagesablauf und eine zukunftsfähige Planung kaum zulässt. Wie dieser problematischen Entwicklung entgegengewirkt werden kann, ist nicht klar. Die Regierung hat sich bisherigen Anfragen nach einer Erhöhung der staatlichen Unterstützung für den Hörfunktyp Community Radio verweigert. Auch die Idee der Erhebung einer Sonderbesteuerung für kommerzielle Radios, um damit Community Radios zu unterstützen, hatte bislang keinen Erfolg." (Zusammenfassung, Seite 110-111)